Interview: Die Brille als „Fashion-Accessoire“

Das Motto "Sehen und gesehen werden" ist seit jeher ein Eckpfeiler der Gesellschaft. Seit 20 Jahren interpretiert Mike Hewel in seinem Optik-Fachgeschäft dieses Motto in ganz besonderer Art und Weise. Wir sprachen mit ihm über das Fashion-Accesoire Brille, die wichtigsten Regeln beim Brillenkauf und eitle Männer.

"Hand auf's Herz, Herr Hewel, ist das Thema Brille wirklich noch innovativ zu besetzen? Sind nicht längst alle Formen und Materialien schon einmal dagewesen?"

"Ganz und gar nicht. Eigentlich fangen wir beim Thema Brille jetzt erst so richtig an. Wer früher eine Brille trug, der war eine Brillenschlange. Auch die "Nerd"-Brille war früher ebenfalls negativ besetzt. Heute ist sie bei jungen und kreativen Menschen ein "must-have". Das heute immer mehr Menschen eine Brille tragen, die man auch sehen darf, dass ist die eigentliche Innovation beim Thema Brille."

"Die Brille als Fashion-Assesoire - aber gut sehen muss man damit auch können..."

"Der medizinische Aspekt der Richtigkeit der Korrekturdaten und eine beste Ausführung der Brillengläser mit Multientspiegelung, Hartschicht und schmutzabweisender Lotusschicht, sind bei uns selbstverständlich. Wenn Sie ein Auto kaufen, dann verhandeln Sie ja auch nicht mehr darüber, ob der Wagen ABS hat oder nicht...."

"Wie viele Brillen braucht ein Mensch?"

"Drei! Eine Sonnenbrille, eine Sportbrille und eine fürs Tagesgeschäft. Ich kann nicht mit derselben Brille ins Büro gehen, die ich am Wochenende auch zum Wandern in den Bergen trage. Eine der schlimmsten Stylingsünden sind Männer im Anzug mit einer Sportbrille oder klasse gestylte Frauen mit einer Acht-Euro-Fertigbrille zum Lesen."

"Sie sind neuerdings auch Brillenträger, welches Modell tragen Sie?"

"Meine Augen sind jetzt 50 Jahre alt. Völlig normal, dass man da gerade zum Lesen etwas nachhelfen muss. Auch Optiker bleiben da nicht verschont. Ich trage ein Modell von "Lafont". Eine Designermarke aus Paris. Man fällt auf mit ihr, ohne dass sie außen ein Label trägt. Lafont-Brillen sind keine Kunstwerke, die sie rumlaufen lassen wie ein Kasperl. Ich finde sie typgerecht und modern. Genau darauf kommt es an, sie muss zu meinem Typ passen."

"Welche Regeln muss ich beim Brillenkauf beachten?"

"Die Beratung muss stimmen. Die alten Regeln, wie etwa "keine eckigen Brillen zu einem runden Gesicht" gelten nicht mehr. Es gilt die Regel "Gefallen macht schön"."

"Woran erkenne ich, dass ich beim falschen Optiker bin?"

"Eine schwierige Frage. Sagen wir mal so: Wenn ein Optiker Ihnen mehr als fünf Brillen zur Auswahl hinlegt, er Ihnen immer wieder neue Modelle bringt und sagt "Probieren Sie doch mal diese Brille hier", dann würde ich das Geschäft verlassen. Denn dann hat er nämlich selbst keine Ahnung, welche Brille Ihnen steht. Ganz wichtig ist außerdem das Thema Zeit. Eine gute Brille kostet nämlich richtig viel Geld. Darüber sollten Sie in Ruhe und ohne Druck entscheiden können."

"Wer tut sich beim Brillenkauf leichter?"

"Frauen. Wir Männer sind eitler. Wir haben nicht so viele Möglichkeiten, um uns perfekt stylen zu können: Ein geiler Schuh, eine tolle Uhr, ein ausgefallener Gürtel und eine tolle Brille. Das war es dann auch schon. Da muss jedes Teil richtig passen, denn Sie wissen ja: "Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance!""